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Online-ZeitungWas geschieht in Nordkorea? |
21.12.2011 |
Kim Jong-il ernannte schon zu Lebzeiten seinen jüngsten Sohn Kim Jong-un zum "Großen Nachfolger". Derzeit bemühen sich gerade die Legenden- und Sagenschreiber eine Vergangenheit für ihn zu erfinden. Sehr viele politische und auch militärische Posten sind ihm in den letzten drei Jahren von seinem Vater übergeben worden, so auch der Rang eines Vier-Sterne-Generals. Er könnte somit zum großen Joker in den Friedensbemühungen werden. V.a. auch, da er von 1998 bis 2000 unter dem Namen Pak Un als angeblicher Sohn eines nordkoreanischen Diplomaten die Liebefeld-Steinhölzli-Schule in Bern besuchte und somit auch das demokratische Machtgefüge kennenlernen durfte. Trotzdem warnen die Experten vor zu frühen Jubelgesängen. Der bestimmende Machtfaktor des Landes ist sein Militär. Viele Beobachter gehen nicht davon aus, dass die altgedienten hochrangigen Offiziere die Geschicke des Landes in die Hände eines Endzwanzigers legen. Auch der Schwager des Verstorbenen, Jang Song-taek, derzeit die Nummer 2 im Land, wird etwas dagegen haben. Jong-un war übrigens nicht die erste Wahl. Der erstgeborene Kim Jong-nam hätte eigentlich das Amt übernehmen sollen. Er galt jedoch als zu verweichlicht, da westlich orientiert. So wurde er beispielsweise am Betreten Japans gehindert, als er mit einem gefälschten Pass der Dominikanischen Republik einreisen wollte um das japanische Disney-Land zu besuchen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rechnet während der Übergangszeit mit einer Verschärfung der Situation im Volk. Hier könnte noch mittels vieler Hinrichtungen groß Reine gemacht werden. Das nordkoreanische Fernsehen zeigt inzwischen weinende und am Boden kniende Menschen. Sie trauern um ihren "geliebten Führer". Wehgeschrei, das mit Gewalt erkauft wird: Wer nicht trauert und klagt, wird eingesperrt oder öffentlich hingerichtet! Nicht nur die Fahnen sind allerorts auf Halbmast - das Land liegt derzeit komplett brach! In diesen Tagen der Volkstrauer geht bis zum 29. Dezember nichts mehr. Ob die Tränen jedoch echt sind, darf bezweifelt werden. Seit der Gründung Nordkoreas wurde das Volk geknechtet. Es hungerte, hatte es im Winter kalt und durfte nicht seine Meinung preisgeben - jene, die es trotzdem versuchten waren sehr schnell verschwunden. Bereits zu Beginn der Amtszeit Kim Jong-ils sollen rund eine Million Nordkoreaner verhungert sein. Andere, die Essen für ihre Kinder gestohlen hatten, sterben in einem der Konzentrationslager des Landes. Das gesamte Geld wurde gemäß des Mottos "Die Armee zuerst!" (nicht weniger als 1,1 Mio. Soldaten stehen unter Waffen!) in die Rüstung und die Entwicklung des Atomwaffenprogramms gesteckt. Das Ausland verlieh deshalb dem Machthaber den Titel: "Der Irre mit der Bombe"! Doch geisteskrank war er beileibe nicht. Obwohl einzelne Aktionen wie etwa der Artillerie-Angriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong 2009 dies vermuten ließen. Sein Erzfeind, der südkoreanische Präsident Kim Dae-jung sprach von einem "Mann mit Einsicht", die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright bezeichnete ihn als "gut informiert, sehr entschlossen, praktisch und seriös". |
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Und der Despot selbst lebte offenbar in Saus und Braus. Paläste, ein riesiger Fuhrpark, Wellenbäder und Vergnügungsparks, Golfplätze,... So gab der Cognac-Hersteller Hennessy 1993 und 1994 der Öffentlichkeit preis, dass der Nordkoreaner weltweit der wichtigste Einzelkunde sei. Jong-ils Vorliebe für Frauen und Filme war bekannt. In den 70er Jahren soll er gar einen südkoreanische Regisseur und dessen Frau aus Hongkong entführt haben. Er musste bis zu seiner Flucht im Jahr 1986 Filme für den Diktator drehen. Die gottesähnliche Verherrlichung, die rund um den Mann mit der Brille aufgebaut wurde, kannte keine Grenzen. Was also wird aus Nordkorea? Werden die Pläne des "geliebten Führers" befolgt und sein Sohn Kim Jong-Un tritt in seine Fußstapfen? Kommt es gar zu einem Machtkampf innerhalb der Partei? Oder übernimmt das Militär!? Eine weitere Variante wäre die denkbar beste, jedoch auch unwahrscheinlichste: Eine schrittweise Liberalisierung mit einhergehenden wirtschaftlichen Reformen! Bis 29. Dezember wird es wohl keinerlei Antworten geben - hinter den Kulissen aber werden die Claims schon fleißig abgesteckt!!! Ulrich Stock |
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